Ausgangsituation und Forschungsfragen
Nachhaltigkeitsinnovationen stellen eine grundlegende Voraussetzung dar, damit Konsum- und Produktionsmuster sozial-ökologisch verträglicher gestaltet werden können. Bislang sind die Zahl und der Erfolg von wirkungsvollen Nachhaltigkeitsinnovationen jedoch noch überschaubar. Open Innovation – die Öffnung des unternehmerischen Innovationsprozesses für z.B. Konsumenten – kann eine Möglichkeit sein, um die Entstehung und Verbreitung von Nachhaltigkeitsinnovationen voranzubringen. So können beispielsweise Risiken bei der Markteinführung reduziert und die Akzeptanz dieser neuen Lösungen verbessert werden, wenn das Bedürfnis- und Anwendungswissen sowie vorhandene Lösungsideen der Konsumenten frühzeitig im Entwicklungsprozess berücksichtigt werden. Die Integration externer Konsumenten in Innovationsprozesse wurde bereits umfangreich erforscht. Auch liegen erste Forschungsergebnisse zur Konsumentenintegration in Nachhaltigkeitsinnovationsprozesse vor. Dabei zeigte sich unter anderem, dass die Gewinnung und Auswahl trendführender, externer Konsumenten zum Teil sehr aufwändig für Unternehmen ist.
Die Integration interner Konsumenten, also der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer privaten Nutzerrolle, wurde bislang erst wenig berücksichtigt. Erste Arbeiten in diesem Bereich beleuchten zwar die Bedeutung von trendführenden, internen Nutzerinnen und Nutzern in Innovationsprozessen. Im Rahmen von Nachhaltigkeitsinnovationen wurde die komplexe Doppelrolle von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Konsumenten jedoch noch nicht untersucht. Grundlegende Ausgangshypothese des Projektes ist, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens als private Entscheider, Nutzer, Käufer und Entsorger in Verbindung mit unterschiedlichen Nachhaltigkeitsorientierungen innovations- und nachhaltigkeitsrelevante Ideen sowie Erfahrungen einbringen können. Doch kann die Integration von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Konsumenten tatsächlich zum Erfolg von Open-Innovation-Prozessen beitragen? Welche Bedingungen müssen dafür erfüllt sein? Sind entstehende Innovationen wirklich bedürfnisgerecht(er) und nachhaltig(er)? Das Projekt IMKoN hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Fragen zu beantworten.
Projektziele und zu erwartende Ergebnisse, geplante Umsetzungsstrategien
Ziel des Projektes ist zunächst die Analyse möglicher Formen, Erfolgsfaktoren und Effekte der Integration von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Konsumenten in Nachhaltigkeitsinnovationsprozessen. Daraus werden praktisch umsetzbare Instrumente und Handlungsempfehlungen für Unternehmen entwickelt. Angenommen wird, dass damit ein Beitrag zur Förderung unternehmerischen Nachhaltigkeits- und Innovationsmanagements, aber auch zu einem ganzheitlichen Personalmanagement geleistet werden kann. In Zusammenarbeit mit acht Praxispartnern und unter Berücksichtigung deren spezifischer Charakteristika wie z.B. Branche, Größe und Nachhaltigkeitsorientierung werden Innovationsworkshops entwickelt, geplant, durchgeführt und ausgewertet. Dabei sollen sowohl Nachhaltigkeitsinnovationen in Bezug auf Produkte und Dienstleistungen, als auch in Bezug auf die Gestaltung des Arbeitsplatzes und des Arbeitsumfelds im Mittelpunkt stehen.
Prof. Dr. Ulf Schrader, TU Berlin, FG Arbeitslehre/ Ökonomie und Nachhaltiger Konsum