Ausgangssituation und Forschungsfragen
Seit einigen Jahren zeigen kollaborative Formen des Konsums eine gewaltige Dynamik. Das zeigt sich in einer vermehrten Anzahl von Angeboten, wie beispielsweise dem Carsharing. Bei diesen Modellen steht nicht mehr der Besitz von, sondern der Zugang zu Produkten im Vordergrund. Wichtige Treiber sind das mobile Internet und digitale Netzwerke. Aber auch gesellschaftliche Wandlungsprozesse wie etwa das pragmatischere Verhältnis zum Gütereigentum begünstigen diese Entwicklung. Eine konkrete Ausprägung des kollaborativen Konsums ist das Peer-to-Peer Sharing – der über eine innovative Internetplattform vermittelte Verleih, Weiterverkauf oder Tausch von Produkten zwischen Privatpersonen. Noch ist dieser Ansatz ein Nischenphänomen, in einigen Bereichen hat er jedoch schon große Teile von Wirtschaft und Gesellschaft erfasst. Doch welchen Beitrag kann der geteilte Konsum zum Schutz natürlicher Ressourcen leisten? Welches soziale Potenzial hat Sharing, und welche unerwünschten Nebeneffekte hat die Verbreitung dieser neuen Geschäftsmodelle? Unter welchen Bedingungen kann Sharing sozial-ökologischen Wandel befördern? Antworten auf diese Fragen werden im Forschungsprojekt „PeerSharing“ erarbeitet.
Projektziele
Das Projekt zielt darauf ab, das Nachhaltigkeitspotenzial des Peer-to-Peer Sharing abzuschätzen. Durch die enge Zusammenarbeit mit Praxispartnern soll es zu einer Professionalisierung der Plattformen beitragen und ihre Etablierung als nachhaltige Konsumalternative unterstützen. Im Dialog mit Praxispartnern aus den Bereichen Mobilität (Drivy, flinc), Übernachtung (Wimdu) und Bekleidung (Kleiderkreisel) wird unter anderem untersucht, welche ökologischen und sozialen Wirkungen das Peer-to-Peer Sharing erzielt und in welchem Umfang Rebound-Effekte entstehen können. Darüber hinaus sollen hindernde und fördernde Faktoren für die Tragfähigkeit und Verbreitung des Sharing-Ansatzes ermittelt werden – sowohl auf Ebene der Geschäftsmodelle als auch mit Blick auf politisch-rechtliche Rahmenbedingungen. Die Analyse des Nutzerverhaltens stellt einen weiteren wichtigen Baustein des Forschungsvorhabens dar. Dabei werden nicht nur Motive und Hemmnisse seitens der Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern auch die Rolle von Konsumroutinen und Lebensstilen für die Akzeptanz von Peer-to-Peer Sharing erforscht.
Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis
Der kontinuierliche Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis ist ein zentraler Aspekt von PeerSharing. Über die gesamte Projektlaufzeit wird ein intensiver Dialog mit den Zielgruppen des Projekts geführt, zu denen Anbieter von Peer-to-Peer Sharing-Plattformen, nachhaltigkeitsorientierte Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Akteure aus Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft zählen. Konkret umfasst dies eine Reihe von Workshops mit Plattform-Betreibern, zwei Stakeholder Dialoge sowie die Interaktion mit den Nutzerinnen und Nutzer von Sharing-Plattformen etwa im Rahmen von qualitativen und quantitativen Befragungen oder über die Online Community Utopia.
Dr. Gerd Scholl, ehem. Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH