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Städte als Orte nachhaltiger Wohlstandsproduktion

Nachhaltiges Wirtschaften beschreibt die Herausforderung einer umfassenden ökonomischen und sozialen Wohlstandsproduktion bei möglichst geringem Umweltverbrauch (Entkopplungsherausforderung). Integrative Ansätze nachhaltigen Wirtschaftens dürfen sich dabei nicht alleine auf Strategien einer ökologischen Effizienzsteigerung beschränken („Entkopplung 1. Ordnung“). Es bedarf vielmehr auch der Auseinandersetzung mit einem erweiterten Wohlstandsverständnis, das die vielfältigen Einflussfaktoren einbezieht, die zu menschlichem Wohlbefinden führen („Entkopplung 2. Ordnung“, d.h. neben Einkommen/Vermögen z.B. den Einfluss guter Gesundheit oder der empfundenen Umweltqualität). Bei nachhaltigem Wirtschaften geht es dann darum, diesen umfassender verstandenen Wohlstand vom Umweltverbrauch zu entkoppeln. In Städten treten diese Formen nachhaltiger Wohlstandsproduktion in einem intensiven Zusammenspiel auf. Insbesondere finden sich in Städten sowohl neue Formen von Produktions- als auch von Konsum- und Lebensstilansätzen. Städte werden dadurch zu einer Art „Schmelztiegel“ vielfältiger Ausprägungen nachhaltigen Wirtschaftens (z.B. neue Mobilitätsmuster, nachhaltiger Konsum und nachhaltige Energieversorgung). Sie bieten sich daher in besonderer Weise dafür an, zu analysieren und zu erproben, wie die Mechanismen erweiterter Wohlstandsproduktion aussehen, welche Strategien zur Entkopplung vom Naturverbrauch bestehen und wie unterschiedliche Strategien zusammenwirken.

Partizipatives Transformationslabor Wuppertal

Die Etablierung eines „urbanen Reallabors“ bietet die Chance, das Zusammenspiel unterschiedlicher Formen Nachhaltigen Wirtschaftens zu untersuchen und in Pilotversuchen und Experimenten mit zentralen Akteursgruppen in einer Stadt in „Co-Design“ und „Co-Production“ zu erproben. Die Stadt Wuppertal verfügt dabei über herausragende Voraussetzungen zur Etablierung eines solchen Reallabors mit ihrem erheblichen Transfer- und Lernpotenzial. Das Forschungsprojekt etabliert daher ein trans- und interdisziplinäres urbanes „Transformationslabor Wuppertal“. Es schafft damit eine in Deutschland bisher einmalige Struktur für ein gesamtstädtisches Reallabor. Neben dem damit verbundenen langfristigen Capacity Building werden im Projekt insbesondere folgende Forschungsfragen untersucht:

  • Wie lässt sich ein erweitertes Wohlstandsverständnis auf der Grundlage etablierter Messsysteme wie dem OECD-Better-Life-Schema auf der Ebene einer Stadt operationalisieren?
  • Inwiefern und wie stark beeinflussen unterschiedliche Projekte und Initiativen von Stadt, Unternehmen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Bildungseinrichtungen die einzelnen Wohlstandsfaktoren?
  • Wie lassen sich bestehende Initiativen ausweiten und vernetzen, um eine urbane Wohlstandsproduktion bei reduziertem Umweltverbrauch weiter zu erhöhen?
  • Welche konzeptionellen und methodischen Weiterentwicklungen des Ansatzes der Realexperimente sind nötig, um sie im urbanen Kontext zur Wohlstandssteigerung einzusetzen?

Zur Beurteilung der Nachhaltigkeitseffekte bürgerschaftlicher wie unternehmerischer Initiativen wird ein urbanes Wohlstandsindikatorenset für die Stadt Wuppertal entwickelt und partizipativ validiert. Basis hierfür ist das OECD-Better-Life-Indikatorenset, das insgesamt 11 Dimensionen nachhaltigen Wirtschaftens umfasst. Auf der Basis dieses Indikatorensets wird eine Kartierung bzw. Inventarisierung der Initiativen Nachhaltigen Wirtschaftens vorgenommen. Anhand konkret ausgewählter Initiativen, konzipiert als Realexperimente, wird deren Potenzial zur Wohlstandssteigerung untersucht und erhöht.

Laufzeit: 
Mai 2015 bis Apr 2018
Kontakt: 

Prof. Dr. Maria Behrens, Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit (TransZent), Bergische Universität Wuppertal

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