hintergrundbild

Ausgangssituation und Forschungsfragen

Die deutsche Ernährungswirtschaft ist von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägt. Diese haben bei der Umsetzung eines umfassenden Nachhaltigkeitsmanagements häufig Nachteile gegenüber größeren Unternehmen, da ihnen in der Regel die notwendigen Ressourcen fehlen. Von oben vorgegebene, vom eigentlichen Arbeitsalltag losgelöste Nachhaltigkeitsziele entfalten unternehmensintern oft wenig Motivationswirkung: Einerseits ist das Thema ‚Nachhaltigkeit‘ in vielen Unternehmen höchst aktuell, andererseits scheint der Begriff aber noch zu schwammig und unkonkret. ‚Nachhaltigkeit‘ ist daher häufig nur ein zusätzlicher, nicht jedoch ein strategischer Bestandteil des unternehmerischen Handelns. Diesen Zusammenhang möchte das Projekt mit den folgenden Forschungsfragen aufgreifen:

  • Wie können Potenziale und Probleme im Bereich des nachhaltigen Handelns in kleinen und mittelständischen Unternehmen identifiziert und behoben werden?
  • Welche Anreize sind notwendig, damit Maßnahmen dauerhaft greifen und ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess angestoßen werden kann?
  • Wie kann ein kleines oder mittelständisches Unternehmen seine Lieferanten für eine gemeinsame Nachhaltigkeitsstrategie gewinnen?
  • Welche Möglichkeiten bestehen zur Schaffung überbetrieblicher Transparenz?
  • In welcher Form erwarten Konsumenten Informationen über die Nachhaltigkeit der Produktion entlang der Wertschöpfungskette?
  • Gibt es unterschiedliche Zielgruppen der Kommunikation und wie können deren Ansprüche ohne zusätzlichen Aufwand entsprochen werden?

Projektziele und zu erwartende Ergebnisse

Ziel des Projekts ist die Entwicklung und Überprüfung einer Toolbox von Instrumenten und Methoden für kleinere und mittlere Unternehmen (KMUs), um Nachhaltigkeit in der gesamten Lebensmittelkette strategisch zu integrieren. Vor diesem Hintergrund wollen wir zudem neue Erkenntnisse über nachhaltige Handlungsmotive und über strukturelle und psychologische Barrieren sowohl im Handeln der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KMUs als auch in den Geschäftsbeziehungen zwischen den Unternehmen identifizieren. Weiterhin ermitteln wir, wie Transparenz vom Rohstoff bis zum Konsumenten hergestellt und inwieweit der mangelnden Informationsbereitschaft von Konsumenten entgegengewirkt werden kann.

Die Umsetzungsstrategie besteht folglich aus einer ökonomisch-verhaltenswissenschaftlichen Grundlagenforschung, die die Wirkung von Kommunikation und Anreizen entlang der Wertschöpfungskette untersucht, um direkt umsetzbare praktische Handlungsempfehlungen zu erhalten. So wird ein ganzheitlicher Ansatz entwickelt, der alle drei zentralen Ebenen – interne Prozesse, vorgelagerte Wertschöpfungsstufen und nachgelagerte Verbraucherkommunikation – integriert.

Dabei werden qualitative, quantitative und experimentelle Untersuchungen zunächst mit zwei Pilotunternehmen durchgeführt, ehe die Maßnahmen bei fünf Transferunternehmen wissenschaftlich weiterentwickelt und getestet werden. Weiterhin werden Schulungen entwickelt und evaluiert, die die langfristige Umsetzung entsprechender Prozesse in Unternehmen ermöglichen. Die Transferunternehmen spielen eine wichtige Rolle bei der Erprobung in den drei Anwendungsfeldern und werden in die Entwicklung des Gestaltungsmodells mit eingebunden. Neben der selbstständigen Bearbeitung einzelner Arbeitspakete werden die Praxispartner auch an verschiedenen Workshops teilnehmen, in denen die Zielvorstellungen und die Ausgestaltung der Praxisinitiativen diskutiert werden. Zusätzlich findet einmal jährlich eine Transformations-Konferenz statt. Auf dieser wird über den Stand in den drei konkreten Anwendungsfeldern berichtet. Die dort gewonnenen Erkenntnisse werden anschließend auf der Meta-Ebene reflektiert. Durch die Erprobung in drei Anwendungsfeldern fließen erste Projektergebnisse direkt in die Praxis. Verstärkt wird die praktische Umsetzung durch die gezielte Ergebnis-Kommunikation an relevante Akteure.

Laufzeit: 
Apr 2015 bis Mär 2018
Kontakt: 

Dr. Birgit Schulze-Ehlers, Arbeitsgruppe Food Chain Management, Lehrstuhl Marketing für Agrarprodukte und Lebensmittel, Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung, Georg-August-Universität Göttingen