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Was wurde untersucht und mit welchem Ziel?

Viele Menschen haben bereits ein nachhaltiges Konsumbewusstsein; sie kaufen sozial und ökologisch nachhaltigere Produkte und/oder entscheiden sich im Sinne des ökonomisch nachhaltigen Konsums gegen Produktkäufe allgemein, um Ressourcen zu schonen. Im Projekt „Strategien und Potenziale zur Initiierung und Förderung Nachhaltigen Konsums“ (SPIN) analysierten die Forschenden, was solch nachhaltiges Konsumverhalten fördert und hemmt. Ziel war es, konkrete Maßnahmen für den Handel, Hersteller und in der Schulbildung zu entwickeln, um nachhaltige Konsumstile und -kompetenzen erfolgreich zu fördern.

Wichtige Ergebnisse

Kund*innen fällt es schwer, am Verkaufsort konventionelle von nachhaltigen Produkten zu unterscheiden. Die Präferenz für Bio- und Fairtrade-Lebensmittel hängt davon ab, welchem Siegel die Verbraucher*innen mehr vertrauen. In der Nachhaltigkeitskommunikation von Unternehmen löst der Einsatz von Geschichten mit fesselnden Inhalten, nachvollziehbaren Handlungen und Charakteren Emotionen bei Konsument*innen aus, die den Kauf nachhaltiger Produkte antreiben. Geschichten über das Unternehmensengagement erzielen besonders positive Effekte auf die Markenwahrnehmung. Zur Förderung nachhaltiger Konsumkompetenzen entwickelten die Forschenden ein Unterrichtskonzept, das an sechs Brandenburger Schulen umgesetzt und evaluiert wurde. Dadurch stieg das nachhaltige Konsumbewusstsein bei den Kindern, vor allem in puncto ökologischer Konsum und dem Teilen, Leihen und Mieten von Produkten. Zugänglich waren allerdings hauptsächlich die Mädchen, bei den Jungen setzte im Durchschnitt kein Umdenken ein.

Zentrale Erkenntnisse für Politik und Praxis

Um gegen Intransparenz, mangelndes Wissen und ein diffuses Bild von Nachhaltigkeit anzugehen, empfehlen Praktiker*innen aus dem Projekt die Kommunikation konkreter und einprägsamer Geschichten zur Nachhaltigkeit der Produkte, eine spielerisch orientierte und crossmedial eingesetzte Kommunikation sowie die Zusammenarbeit von Händlern und Anbietern zur besseren Kundenkommunikation. Marken wie Coffee Circle oder Andechser Natur gehen hier mit positivem Beispiel voran, indem sie über Storytelling auf verschiedenen Social-Media-Kanälen Hintergrundinformationen zu Produktherstellung und Mitarbeiter*innen anbieten. Um ökonomisch nachhaltigen Konsum, also die bewusste Entscheidung gegen den Besitz eines Produkts, zu fördern, ist eine Koordination zwischen Verbraucherbildung, Regulierung, Kommunikation und individuellem Konsumverhalten notwendig. Soziale Innovationen wie öffentliche Tausch-Cafés oder online begleitete Challenges zum Auskommen mit möglichst wenig Neukäufen bieten Konsument*innen Gelegenheiten, gewohnte Verhaltensmuster des Konsums herauszufordern.

Zahlen, bitte

- Auf Basis einer repräsentativen Umfrage identifizierten die Forschenden fünf Gruppen mit unterschiedlichem nachhaltigen Konsumbewusstsein in Deutschland: an Nachhaltigkeit nicht Interessierte (48,3 %), finanziell Genügsame (11,0 %), Kollaborative (19,6 %), Sozial- und Umweltbewusste (11,5 %) sowie umfassend nachhaltigkeitsbewusste Konsumenten (9,5 %)

Unterrichtsbroschüre und praktische Tipps

Das Materialpaket "Nachhaltiger Konsum im Schulunterricht" enthält unter anderem eine Unterrichtsbroschüre.

In einem Katalog für Händler und Anbieter sind Empfehlungen zur stationären und digitalen Point-of-Sale und Produktgestaltung zusammengefasst: "Handlungsempfehlungen für die Förderung nachhaltigen Konsums am Point of Sale"