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BiNKA
Was wurde untersucht und mit welchem Ziel?

Viele Menschen halten sich für umweltbewusst – und kaufen dennoch Produkte oder nehmen Dienstleistungen in Anspruch, die nicht nachhaltig sind. Um diese Diskrepanz zwischen Umweltbewusstsein und tatsächlichem Handeln ging es im Projekt „Bildung für Nachhaltigen Konsum durch Achtsamkeitstraining“ (BiNKA): Die Forschenden untersuchten, inwieweit Achtsamkeitstraining einen Beitrag dazu leisten kann, diese Diskrepanz zu verringern und kompetentes Handeln im Einklang mit eigenen Überzeugungen zu ermöglichen. Beim Achtsamkeitstraining geht es darum, das Bewusstsein für zentrale Werte und das eigene Handeln zu stärken. Im Projekt wurde ein eigens zu diesem Zweck konzipiertes Achtsamkeitstraining zur Förderung nachhaltigen Konsumverhaltens eingesetzt und evaluiert.

Wichtige Ergebnisse

Achtsamkeit kann indirekt Einfluss auf nachhaltigen Konsum nehmen, direkte Effekte auf das Konsumverhalten ließen sich im Projekt kaum nachweisen. Die Teilnehmenden der Studie erlebten allerdings eine verringerte Bedeutung materieller Werte. Zusätzlich berichteten sie über ein gesteigertes Gewahrsein der eigenen Bedürfnisse, also eine verbesserte Introspektionsfähigkeit, die es ihnen ermöglicht, innezuhalten und auf emotionale Konsumauslöser nicht sofort reagieren zu müssen. Zu weiteren positiven Wirkungen des Trainings gehören ein vermindertes Stressempfinden, verbesserter Umgang mit eigenen negativen Gefühlen, schwierigen Situationen und anderen Menschen sowie ein gesteigertes Wohlbefinden. So können Achtsamkeitstrainings langfristig dazu beitragen, einen Weg zu verbesserter Bedürfnisbefriedigung zu ebnen, der vom Ressourcenverbrauch entkoppelt ist.

Zentrale Erkenntnisse für Politik und Praxis

Das BiNKA-Training lässt sich in vielfältigen Praxisbereichen einsetzen. Achtsamkeitstrainings lassen sich auch in die Schulbildung für nachhaltige Entwicklung einbinden. Das Potenzial von Achtsamkeit für nachhaltigen Konsum muss weiter untersucht werden: in Studien mit Teilnehmenden mit hohem Umweltbewusstsein, da Achtsamkeit in anderen Bereichen auch zur Schließung der Einstellungs-Verhaltens-Lücke beitragen kann, sowie über längere Zeiträume mit intensiver Praxis, denn erste explorative Ergebnisse zeigen Verhaltenseffekte nach einem halben Jahr mit intensiver Praxis; die BiNKA- Ergebnisse beziehen sich nur auf den 8-Wochen-Kurs.

Beispiele, bitte

Die BiNKA-Forschenden befragten die Teilnehmenden ihrer Studien hinterher zu den Wirkungen des Achtsamkeitstrainings, zwei Antworten:
- „Ich habe vorher von Bioprodukten nichts gehalten, […] Also ich bin Veganer, aber ähm fand das trotzdem ziemlich so eine Geldschneiderei, weil es kostet ja doch immer viel mehr und eigentlich ist ja doch dasselbe drin und so weiter Aber, äh, ja ich hab in letzter Zeit häufiger daran gedacht: Okay, ich gebe doch lieber die dreißig Cent mehr aus und nehme das Bioprodukt.“

-„Also dieses mir selbst über Sachen klar zu werden, also was jetzt passiert ist. Oder vor allem auch dieses achtsame Essen, […] es ist wirklich auch ein ganz anderer Geschmack und der Geruch - alles mal wahrzunehmen ist gleich ein ganz anderes Gefühl.“ .

Film ab

Das BiNKA-Team sprach mit „Achtsamkeitspapst“ John Kabat-Zinn und hat dieses Interview bei Youtube bereitgestellt.