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Was wurde untersucht und mit welchem Ziel?

Die etablierte Ernährungswirtschaft ist nicht nachhaltig. Vielerorts entstehen daher Ansätze, umweltschonend produzierende, regionale und souveräne Versorgungssysteme zu etablieren. Im Projekt „Neue Chancen für eine nachhaltige Ernährungswirtschaft durch transformative Wirtschaftsformen“ (nascent) nahmen die Forschenden Unternehmen und Initiativen wie Solidarische Landwirtschaft, Mietäcker, Erzeuger‐Verbraucher‐Gemeinschaften oder Regionalmarken unter die Lupe, um herauszufinden, wie sie dazu beitragen können, das Ernährungssystem nachhaltig zu verändern und notwendige Innovationsprozesse in Gang zu setzen.

Wichtige Ergebnisse

Die untersuchten Unternehmen können eine stabile Versorgung mit regionalen, fair und nachhaltig/ökologisch erzeugten Produkten und Lebensmitteln gewährleisten und bieten darüber hinaus Orte für Teilhabe, solidarisches Wirtschaften und transformatives Lernen. Durch den Einbezug von Verbraucher*innen in Produktionsprozesse (Prosuming) werden diese zu aktivem Tun ermächtigt und können Selbstversorgung erproben. Gleichzeitig fördert diese Praxis Anerkennung und Wertschätzung für Arbeitsprozesse, sensibilisiert für Naturschutz und wirkt einer entfremdeten Lebensmittelversorgung entgegen. Transformative Unternehmen wirken auch auf Unternehmen der etablierten Ernährungswirtschaft und deren Kund*innen: Sie zeigen Alternativen zum wachstumsgetriebenen Konkurrenzkampf auf, indem sie als Vorbilder für Geschäftsmodelle dienen, die auf horizontale Vervielfältigung statt auf vertikales Größenwachstum setzen.

Zentrale Erkenntnisse für Politik und Praxis

Indem Erzeuger*innen und Verbraucher*innen in partizipativen Verantwortungsgemeinschaften Hand in Hand agieren, werden ökonomische Prozesse wieder sozial eingebettet. Dies erfordert einen erhöhten Aufwand, um Gruppenprozesse zu steuern, Konflikte zu lösen und basisdemokratische Entscheidungsprozesse zu rahmen. Für transformative Unternehmen und Initiativen sind daher gezielte Maßnahmen zu ihrer wirtschaftlichen und insbesondere sozialen Stabilisierung essenziell, damit sie als erfolgreiche Vorbilder für eine Transformation der Ernährungswirtschaft wirken können. Zur weiteren Verbreitung müssen transformative Unternehmen und Initiativen darüber hinaus Netzwerkarbeit betreiben und sich ihrer politischen Handlungsmöglichkeiten national und kommunal bewusst werden. Die Bundesregierung fördert „Vorhaben zur regionalen Wertschöpfung und Vermarktung (...)“, um „eine multifunktional ausgerichtete, bäuerlich-unternehmerische, familiengeführte und regional verwurzelte Landwirtschaft (zu) erhalten“ (Koalitionsvertrag der Bundesregierung 2018: 84-85). Dieses Bestreben kann durch gezielte Maßnahmenvorschläge unterstützt werden. Auf regulatorischer Ebene wäre eine gezielte Anpassung der Rahmenbedingungen förderlich. Beispielsweise könnte man den Zugang zu Flächen transparenter gestalten und stärker an ökologischen Belangen orientieren, ökologische Produktionsprozesse steuerlich begünstigen, transformative Unternehmen als praxisorientierte Lernorte anerkennen und fördern, ebenso wie strategische Partnerschaften mit kommunalen Akteuren unterstützen.

Zahlen, bitte

- Bei der Befragung von nascent-Praxispartnern und deren Kund*innen fragten die Forschenden nach den Zielen, die mit transformativen Ernährungsinitiativen verbunden werden. Am wichtigsten mit 93,8 Prozent Zustimmung war das Ziel „Umwelt schützen“, am wenigsten wichtig mit 31,9 Prozent Zustimmung das Ziel „Anerkennung erfahren“.

Film ab

Im nascent-Film wird anschaulich erklärt, worum es im Projekt geht und welche Themen bearbeitet werden. Zwei Mitglieder aus dem Forschungsteam erläutern die wissenschaftliche Motivation des Projektes. Und auch drei Praxispartner werden stellvertretend mit ihren Initiativen vorgestellt. www.nascent-transformativ.de/nascent-der-film.