Ausgangssituation und Forschungsfragen
Wenn alle Menschen auf unserem Planeten den Lebensstil der westlichen Industrieländer führen würden, benötigten wir dazu mehrere Erden. Diese Aussage beruht auf dem Prinzip des ökologischen Fußabdrucks. Dieser Ansatz versucht negative ökologische Auswirkungen von Individuen, Organisationen oder Ländern zu erfassen und messbar zu machen. Der Handabdruck verfolgt ein gegensätzliches Ziel: Mit Hilfe dieses innovativen und ganzheitlichen Ansatzes werden positive ökologische und soziale Nachhaltigkeitswirkungen von Produkten bewertbar, messbar und kommunizierbar gemacht sowie in ihrer sozialen Dimension in Betrachtung gezogen. Während der weit verbreitete Fußabdruck also metaphorisch eingesetzt wird, um eine negative Belastung darzustellen, symbolisiert der Handabdruck das positive, gestalterische Management und das gezielte Steuern hin zu einer nachhaltigen Entwicklung. In der Entwicklung des Handabdrucks ist besonders die schwierige Verbindung sowie Abgrenzung zwischen positivem Handabdruck und negativem Fußabdruck zu berücksichtigen. Hierfür muss zum einen eine Minderung negativer Folgen von der aktiven Schaffung eines positiven Mehrwerts abgegrenzt und zum anderen eine ganzheitliche Betrachtung erreicht werden.
Projektziele und zu erwartende Ergebnisse, geplante Umsetzungsstrategien
Das Vorhaben Handabdruck ist ein Verbundprojekt des Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP), der Universität Kassel, dem Centre for Sustainability Management (CSM), der Leuphana Universität Lüneburg sowie dem Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft an der Universität Witten/ Herdecke. Über einen Zeitraum von drei Jahren werden diese Projektpartner zunächst eine Methodik zur Ermittlung des positiven Handabdrucks entwickeln. Diese wird anschließend in Pilotprojekten beispielhaft auf Produkte aus den drei Sektoren der Lebensmittelbranche, der Konsumgüterbranche und der Baubranche gemeinsam mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) sowie weiteren Praxispartnern angewendet. Ziel ist, die Nachhaltigkeit des jeweils vorliegenden Produkts wissenschaftlich fundiert und gleichzeitig für Kundinnen und Kunden sowie Konsumentinnen und Konsumenten einfach verständlich darzustellen. Dies soll beispielsweise mit einer symbolischen Kennzahl oder einer begrenzten Reihe von Indikatoren erfolgen. Zudem wird der Handabdruck als neuer Ansatz gezielt in relevanten Kreisen eingebracht, die als Multiplikatoren wirken. Dazu werden innerhalb der drei Jahre vier bis sechs Workshops stattfinden, bei denen neben den Forschungspartnern ein breiter Kreis an Akteuren eingeladen und aktiv involviert sein wvird. Interessenten werden dazu ermutigt, sich mit dem CSCP in Verbindung zu setzen. Es ist das ambitionierte Ziel dieses Projekts, mit dem Handabdruck mittelfristig ein Instrument mit vergleichbarer Reichweite wie der des etablierten ökologischen Fußabdrucks zu schaffen. Das Konzept des Fußabdrucks soll mit einem Maß für positive Nachhaltigkeitswirkungen sinnvoll ergänzt werden, welches gleichzeitig die bisher häufig noch vernachlässigte soziale Dimension von Nachhaltigkeit mit einschließt. Somit werden weltweit erstmalig die sozialen und ökologischen sowie positiven und negativen Nachhaltigkeitswirkungen von Produkten systematisch gemeinsam bewertbar gemacht.
Janpeter Beckmann, Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP)
Rüdiger Hahn, seit 2018 Universität Düsseldorf