Ausgangssituation und Forschungsfragen
Das Leitbild der Green Economy stellt Investitionen in Nachhaltigkeitsinnovationen als Hebel für eine kohlenstoffarme, ressourceneffiziente und sozial inklusive Wirtschaft in den Vordergrund. Allerdings scheitern viele Innovationen mit hohen Nachhaltigkeitspotenzialen an unzureichender Marktakzeptanz. Zudem erfüllen sie aufgrund unerwarteter realer Nutzungsmuster oft nicht die ursprünglichen Erwartungen an ihre Nachhaltigkeitswirkungen.
Innovationsakteure stehen vor der Herausforderung, die steigende Dynamik und Komplexität gesellschaftlicher Veränderungen sowie des Innovationsgeschehens selbst zu adressieren. Living Labs sind Forschungs- und Innovationsplattformen, die realweltliche Nutzungsvorgänge bereits in frühen Phasen des Innovationsprozesses ansprechen. Dadurch eröffnen sich Perspektiven für die Verbesserung der Marktakzeptanz, die Berücksichtigung von Rebound-Effekten sowie die Reduzierung von vermeidbarer Obsoleszenz.
Living Labs unterscheiden sich von „reinen Reallaboren“ u.a. durch den Zeitpunkt des Nutzertests und den Umfang der Implementierung. So sollen in Living Labs besonders frühe Phasen der Produktentwicklung beeinflusst werden, sodass noch vor Markteintritt Nutzerfeedback integriert werden kann. Dadurch können Haftungsrisiken und Probleme der Service-Aufrechterhaltung während der Implementierung reduziert, Haltbarkeit und Nutzbarkeit gefördert und Vertrauen in Innovationsprozesse erhöht werden. Vor diesem Hintergrund ergeben sich folgende Forschungsfragen, die INNOLAB adressiert:
- Welche Anforderungen an Forschung und Innovation lassen sich aus dem Leitbild der Green Economy ableiten und welche Faktoren bestimmen ihre Bedeutung?
- Wie kann der Ansatz des Living Labs und seine Ausrichtung auf Nachhaltigkeit methodisch operationalisiert werden?
- Wie kann das Living Lab in den Bereichen Mobilität, Wohnen und Einkaufen zur Minimierung von Rebound-Effekten und Akzeptanzproblemen und zudem zur Reduktion vermeidbarer Obsoleszenz beitragen?
- Welche Schlüsselfaktoren für die erfolgreiche Geschäftsmodellentwicklung und Marktdiffusion (Treiber, Hemmnisse) können im Living Lab adressiert werden?
- Wie kann ein Roadmapping verschiedene Stakeholder, Szenarien und Nachhaltigkeitsanforderungen einbeziehen, um Entwicklungsperspektiven für Living Labs in der Green Economy aufzuzeigen und zugleich einen Beitrag zur Bereitstellung von Ziel-, Systemund Transformationswissen für ein Forschungs- und Innovationssystem einer Green Economy leisten?
Projektziele und zu erwartende Ergebnisse, geplante Umsetzungsstrategien
Einer Living Lab Infrastruktur in Deutschland wird ein großes Potenzial für die Entwicklung nachhaltiger Zukunftsmärkte zugeschrieben. Dementsprechend zielt das INNOLAB Projekt auf die Demonstration der Leistungskraft von Living Labs in der Green Economy ab. Unter Einbezug von Nutzerinnen und Nutzern sowie besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten (u.a. zu Rebound-Effekten und vermeidbarer Obsoleszenz) entwickeln und testen Unternehmen und Forschungseinrichtungen in drei Living Labs (dem Fraunhofer-inHaus-Zentrum in Duisburg, dem Innovative Retail Laboratory in Saarbrücken und den Praxlabs in Siegen) Assistenzsysteme für eine verbesserte Mensch-Technik-Interaktion in den drei Handlungsfeldern Mobilität, Wohnen und Einkaufen und konzipieren entsprechende Geschäftsmodelle. Zudem bauen die Projektpartner das nationale und internationale Netzwerk aus und entwickeln eine Roadmap zur Stärkung des Living Lab-Ansatzes im Forschungs- und Innovationssystem.
Dr. Justus von Geibler, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie