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Was wurde untersucht und mit welchem Ziel?

Die derzeit vorherrschende Wirtschaftsweise bringt nicht allein immense Wohlstandsgewinne mit sich, sondern auch negative ökologische und soziale Folgen. Als Reaktion darauf arbeitet die zivilgesellschaftliche Bewegung der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) an einer Alternative: Die Bewegung sieht den Beitrag zum Gemeinwohl als Zweck des Wirtschaftens und macht diesen in einer Bilanz messbar. Die Forschenden im Projekt „Gemeinwohl-Ökonomie im Vergleich unternehmerischer Nachhaltigkeitsstrategien“ (GIVUN) untersuchten, welches Potenzial die Gemeinwohl-Ökonomie bzw. ein gemeinwohl-orientiertes Wirtschaften für eine sozial-ökologische Transformation in Richtung Nachhaltigkeit hat.

Wichtige Ergebnisse

Auch eine gemeinwohlorientierte Wirtschaft kann dauerhaft nur unter der Bedingung ökonomischen Erfolgs funktionieren. Sozial-ökologische Pionier-Unternehmen müssen für den Selbsterhalt Überschüsse erwirtschaften, lehnen jedoch eine Maximierung des Gewinns zugunsten sozial-ökologischer Prinzipien ab. Die Gemeinwohl-Bilanz zielt im Vergleich zu anderen Instrumenten unternehmerischer Nachhaltigkeit vergleichsweise stark auf Suffizienz bzw. die absolute Reduktion des Naturverbrauchs. Sozial-ökologische Pionier-Unternehmen arbeiten aktiv daran, praktische und institutionelle Voraussetzungen gemeinwohlorientierten Wirtschaftens für sich und ihre Partner zu schaffen. Dies gelingt ihnen beispielsweise durch kooperativen Direkteinkauf, Förderprogramme für kleinere Händler*innen oder indem sie ihre (begrenzte) Marktmacht für eine branchenweite Standarderhöhung nutzen.

Zentrale Erkenntnisse für Politik und Praxis

Zwar sind gemeinwohl-orientierte Unternehmen in ihrer Nische durchaus erfolgreich. Sie würden es aber begrüßen, dass sich die Rahmenbedingungen für alle Unternehmen in Richtung höherer sozialer und ökologischer Standards verändern. Auch aus Sicht „konventioneller“ Großunternehmen wäre eine solche Veränderung der politischen Rahmenbedingungen insofern zu begrüßen, als sie zu Handlungssicherheit führen würde: Denn anders als die Pionier-Unternehmen sehen diese Unternehmen gesetzliche Vorgaben als notwendige Voraussetzung an, um zu vermeiden, dass nachhaltiges Wirtschaften Wettbewerbsnachteile mit sich bringt. Vielversprechende Maßnahmen, insbesondere aus der Sicht der Pionier-Unternehmen, könnten dabei eine stärkere Berücksichtigung sozial-ökologischer Kriterien im öffentlichen Einkauf sowie bei der Besteuerung sein.

Zahlen, bitte

- Im Projekt wurden insgesamt elf Unternehmen untersucht, die gemeinwohlorientiert wirtschaften, darunter ein Ferienhof, eine Bäckerei, ein Bekleidungsunternehmen und ein Zeitungsverlag. Die Zahl der Mitarbeitenden war entsprechend weit gespreizt: Sie lag zwischen 1 und 469. Der älteste der Betriebe wurde bereits 1930 gegründet.

- Zusätzlich wurden in Zusammenarbeit mit vier Großunternehmen mit mehreren zehntausend Beschäftigten, deren Hauptsitz in Deutschland liegt, die Skalierungs- und Diffusionsbedingungen der GWÖ für große Unternehmen herausgerabeitet.

Buch auf

Der Abschlussbericht des Projekts ist online abrufbar.