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Ausgangssituation und Forschungsfragen

Der Individualverkehr zählt noch immer zu den größten Verursachern von CO2-Emissionen in Deutschland. Ein Umstieg auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPVN) gilt als klimaschonendere Alternative. Ein komplettes Verzichten auf das eigene Auto kommt für viele Deutsche allerdings nicht infrage – zu unflexibel und zeitaufwändig ist der Transport mit dem ÖPNV. Gefordert sind daher innovative Ansätze, die den Individualverkehr mit dem privaten PKW und den klassischen öffentlichen Personennahverkehr vernetzen.

Vor allem vor dem Hintergrund des demographischen Wandels kann Mobilität besonders im ländlichen Raum gesichert und verbessert werden. Im Projekt GetMobil sollen Möglichkeiten der Weiterentwicklung von Ride-Sharing-Systemen erarbeitet und erprobt werden, die zu einer verstärkten Nutzung und insbesondere zu einer Erhöhung des bisher noch unzureichenden Angebots an „öffentlichen PKW-Fahrten“ führen. Ziel ist es, einerseits Menschen ohne eigenen PKW mehr Mobilitätschancen zu eröffnen und andererseits PKW-Fahrten zu bündeln und dadurch unnötige Emissionen einzusparen. Mit diesem Beispiel aus der Sharing Economy soll zur praktischen Umstellung auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise beigetragen werden.

Erfolgsfaktoren und Nutzungshemmnisse beim Ride-Sharing

In dem bereits 2013 angelaufenen Pilotprojekt „Mobilfalt“ des Nordhessischen Verkehrsverbunds (NVV) bieten registrierte Pkw-Fahrerinnen und Fahrer Fahrten, die sie ohnehin durchführen, zur Mitnahme von Fahrgästen nach Fahrplan an. Durch eine umfassende empirische Untersuchung sollen Nutzungshemmnisse und Erfolgsfaktoren bei Mobilfalt und anderen Ride-Sharing- Systemen wie flinc sowie Anforderungen aus der Perspektive der (potenziellen) Nutzerinnen und Nutzer identifiziert werden. Hierzu sollen sowohl aktuelle Nutzer (Nachfrager sowie Anbieter) als auch Nicht-Nutzer von Ride-Sharing-Fahrten zu Einstellungen, Hintergründen mund Motiven ihres Verkehrsverhaltens befragt werden. Dabei werden spezifische Anforderungen verschiedener Zielgruppen – insbesondere von benachteiligten Personengruppen – berücksichtigt. Darüber hinaus ist vorgesehen, mit Hilfe dieser Befragungen unterschiedliche Ride-Sharing-Systeme miteinander zu vergleichen sowie das Nachfragepotenzial des Ride-Sharings allgemein auszuloten.

Wie können Nutzungshindernisse aus dem Weg geräumt werden?

Aus den Ergebnissen sollen konkrete Maßnahmen zur Verbesserung von Mobilfalt abgeleitet und durch den NVV im Verlauf des Projektes als Mobilitätsangebot in der Realität umgesetzt werden („Realexperiment“). Diese Maßnahmen sollen noch während der Projektlaufzeit evaluiert werden, um ihr tatsächliches Wirkungspotenzial abzuschätzen. Es werden verkehrsplanerische und ökonomische Szenarien erarbeitet, wie sich Ride-Sharing weiter entwickeln und verbreiten könnte. Die Wirkungen dieser Szenarien in verkehrlicher, sozialer und nachhaltigkeitsbezogener Hinsicht werden ermittelt und die Szenarien dementsprechend bewertet. Daraus werden Empfehlungen für die Fortführung des Realexperiments gegeben. Die gewonnen Erkenntnisse können dann auf andere Regionen und Anwendungsfelder von geteilten und vernetzten Mobilitätsdienstleistungen übertragen werden.

Erwartete Ergebnisse

  • Entwicklung eines neuen Instrumentes zur Bewertung der Vor und Nachteile des Ride-Sharings und die Verknüpfung von privatem und öffentlichem Verkehrsangebot vor dem Hintergrund der drei Säulen der Nachhaltigkeit
  • Bewertung der relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen und der Notwendigkeit von Rechtsanpassungen im Bereich Ride-Sharing
  • Aufwertung des ländlichen Raums durch Schaffung einer zusätzlichen Mobilitätsoption insbesondere für benachteiligte Zielgruppen
  • Handlungsempfehlungen in Form von Handlungsleitfäden und Policy Briefs, die unterschiedliche Akteure (Politik, Verkehrsunternehmen, Verbände) bzw. Planungsebenen (Bund, Länder, Gemeinden) bei der Planung, Umsetzung und Förderung von geteilten und vernetzten Mobilitätsdienstleistungen unterstützen sollen

 

Laufzeit: 
Apr 2015 bis Mär 2018
Kontakt: 

Dr. Maria Daskalakis, Universität Kassel, Institut für Volkswirtschaftslehre