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„Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen“ – dieses Ziel formuliert das 12. Sustainable Development Goal (SDG) der UN-Agenda 2030. Hierzu zählt gemäß SDG 12.4 ebenfalls, durch Chemikalien ausgelöste nachteilige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt bis 2020 auf ein Mindestmaß zu beschränken. Dies kann gelingen, wenn sich am Markt Verbraucherprodukte ohne problematische Inhaltstoffe durchsetzen. Dazu sind spezifische Handlungs- und Kommunikationsbarrieren zu überwinden:

  1. Verbraucher_innen erhalten oftmals keine (nutzerorientierten) Informationen über problematische Inhaltsstoffe von Produkten;
  2. Produkthersteller und der Handel nehmen häufig die Marktchancen nicht wahr, die sie realisieren könnten, wenn sie problematische Inhaltstoffe ersetzen;
  3. relevante Forschungsergebnisse aus den Bereichen der stoffbezogenen Toxikologie und Ökotoxikologie fließen nicht in ausreichender Weise in die Ebenen 1 und 2 ein.

Ein interdisziplinärer Forschungsverbund, bestehend aus Juristen, Ökonomen und Naturwissenschaftlern untersucht, welche Möglichkeiten das Europäische Chemikalienrecht (REACH-Verordnung) angesichts dieser Herausforderungen bietet und welchen Beitrag den Rechtsrahmen ergänzende institutionelle Arrangements leisten könnten.

  1. Gemeinsam mit der Umweltorganisation Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) untersucht das Vorhaben als groß angelegtes Realexperiment eine Anwendungssoftware für Mobiltelefone, die Verbraucher_innen direkt am Point of Sale eine Abfrage problematischer Inhaltsstoffe von Produkten ermöglicht.
  2. Über eine Kooperation mit der schwedischen NGO ChemSec und den Unternehmen der dort angesiedelten „Business Group“ identifiziert das Projekt Rahmenbedingungen, die ein proaktives Unternehmensverhalten begünstigen, welches sich an den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung orientiert.
  3. Mit Wissenschaftlern an der Universität Stockholm entwickelt das Vorhaben eine partizipative Wissensplattform, die es Forschenden und anderen Akteuren ermöglicht, neue Befunde über problematische Eigenschaften von Stoffen transparent zu machen.

Das Forschungsvorhaben weist damit in allen drei Handlungsfeldern transdisziplinäre Bezüge auf. Es begleitet und unterstützt die Praxisakteure in ihrem nachhaltigkeitsorientierten Handeln. Der Beitrag erschien im Sammelband „Innovation in der Nachhaltigkeitsforschung“ und beschreibt in diesem Kontext ausgehend von einer Delta-Analyse im Status quo die Ziele sowie das methodische Vorgehen im Projekt.

 

 

 

Journal: 
Innovation in der Nachhaltigkeitsforschung
Jahr: 
2017
Zu zitieren als: 
Julian Schenten, Martin Führ und Kilian Bizer: Marktimpulse für Verbraucherprodukte ohne problematische Inhaltsstoffe, in: Innovation in der Nachhaltigkeitsforschung, hrsg. v. Leal, W., Springer 2017.