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Veröffentlichungsdatum: 
31.10.2016
Etwa ein Viertel des Essens, das für die Mensen deutscher Schulen produziert wird, landet im Müll. Dieser Befund ist eines der Ergebnisse der ersten Erhebung des Projekts "Wege zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen" (ReFoWas = Reduce Food Waste).

Insgesamt elf Schulen nahm das Refowas-Team von Januar bis Juli 2016 unter die Lupe, darunter acht Grund- und drei weiterführende Schulen. „Bislang hatte es für Deutschland keine belastbaren Daten darüber gegeben, wie viele Lebensmittel in Schulen im Abfall landen. Wir haben die Ergebnisse aus unseren Kooperationsschulen hochgerechnet und kommen für Deutschland auf jährlich etwa 29.000 Tonnen Lebensmittelabfälle im Wert von etwa 60 Millionen Euro“, berichtet Frank Waskow. Er ist Leiter des Bereichs "Lebensmittelqualität und Nachhaltigkeit" der Verbraucherzentrale NRW, der Praxispartnerin des Projekts.

Für die Studie wurden an insgesamt 110 Tagen die Lebensmittelreste aus dem Bereich der Essensausgabe und dem Rücklauf der Teller gemessen und mit der Produktionsmenge verglichen. Dass 25 Prozent des Essens weggeworfen werden, hat dabei ganz unterschiedliche Gründe. „In einer Schule wurde an einem Freitag Fisch mit Curry-Ananas-Sauce ausgegeben. Fast 60 Prozent des Gerichts landeten im Müll – diese Geschmackskombination war einfach zu exotisch für die Kinder“, berichtet Frank Waskow. Bei einer der untersuchten Schulen bestanden 75 Prozent der weggeworfenen Ausgabereste aus Saucen – davon wurde offensichtlich viel zu viel produziert, als tatsächlich für die Tellergerichte gebraucht wurde. Dabei sind Saucen besonders kostenintensiv, insbesondere wenn sie selbst zubereitet werden; ein Kilo davon kostet das Vielfache eines Kilos gekochter Nudeln. „Solche Ergebnisse zeigen, dass es nicht nur um das ‚Wieviel‘ geht, sondern auch um das ‚Was‘. Wir wollen die ökonomische Relevanz aufzeigen und den Küchenleitungen und Schulen aufzeigen, dass sie eine Menge Geld sparen können“, betont Verbraucherschützer Waskow.

In einer zweiten Phase, an drei weiterführenden Ganztagsschulen in Nordrhein-Westfalen mit jeweils mehr als 1.000 SchülerInnen, hat das ReFoWas-Team die Küchenleiter und das Küchenpersonal in den Schulküchen vor Ort beraten, wie sie Reste besser vermeiden können. Im Anschluss wurde die Menge der Lebensmittelabfälle erneut gemessen. Bis Ende 2016 finden nun in den drei Schulen Aktionen unter dem Motto „Woche gegen Lebensmittelabfälle“ statt, bei denen das Thema Lebensmittelverschwendung im Unterricht behandelt wird. In den Mensen können die SchülerInnen ihre verbliebenen Essensreste auf den Tellern selbst wiegen. Parallel wird eine Befragung zu den Gründen für die Tellerreste und zur Zufriedenheit mit der Mittagsverpflegung bei den SchülerInnen durchgeführt. „Wir wollen wissen, was wir mit solchen Aktionen und der gezielten Nachfrage an den Schulen erreichen können – und natürlich am Ende, wie groß das Vermeidungspotenzial ist“, sagt Frank Waskow.

Von den Erkenntnissen profitieren nicht nur die beteiligten Schulen: Das ReFoWas-Team wird einen Leitfaden für die Mittagsverpflegung in Ganztagschulen entwickeln, der beispielsweise praktische Checklisten für die Themenbereiche Planen, Einkaufen und Kochen bereithält und den Einrichtungen aufzeigt, wie sie ihre Lebensmittelabfälle selbst messen und auswerten können. Ein zentrales Problem bei der Restevermeidung ist laut Verbraucherschützer Waskow nämlich die Kommunikation: Viele Küchenleitungen wüssten gar nicht, wie viel und was in ihrem Haus weggeworfen wird – schließlich sind fürs Teller leerkratzen Küchenhilfen zuständig, und die berichten selten, was sie täglich dem Müll überantworten.

Gelingt es künftig, einen Teil der Lebensmittelabfälle in der schulischen Essensverpflegung zu vermeiden, bietet sich auch die Chance, besseres Essen anzubieten, sagt Frank Waskow: „Das, was eingespart wird, können die Schulen in eine bessere Verpflegung investieren. Damit können sie künftig, gesünderes und höherwertiges Mittagessen anbieten, das besser schmeckt und an dem auch mehr SchülerInnen teilnehmen – eine ökologisch wie ökonomisch überaus überzeugende Vision.“